Von der Ritterburg zum barocken Sommersitz

Schloss Wartenfels dürfte in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts als einfacher Wartturm entstanden sein, wohl mit kleineren Nebengebäude, über dir wir nichts Genaues wissen.
Erst rund 400 Jahre später, als es von 1600 bis 1749 der Patrizierfamilie Greder als Sommersitz diente, erhielt es die heutige Gestalt. Auf die Greder folgte die Familie Grimm. Sie liess den Schlossgarten errichten, wie er sich bis heute erhalten hat. Beide Familien pflegten vielerlei Beziehungen mit Frankreich, was sowohl in den Gebäuden als auch in der Gartenanlage seinen Niederschlag fand.
Die Gartenanlage von Versailles bei Paris wurde in ihrer barocken Gestaltung zum Vorbild vieler Gärten. Die gehobene Gesellschaft jener Zeit versuchte mit Hilfe der gebändigten Natur und der dargestellten Pracht ihr Macht und ihren Wohlstand zu repräsentieren. Sie wollte die Natur beherrschen und Kunstgegenstände als Akzente integrieren. Sicher sollte der Garten auch dem persönlichen Vergnügen dienen und eine Erweiterung des Wohnbereiches darstellen. Der französische Garten galt damals als modern, und wer es sich leisten konnte, pflegte diesen Stil der Gartenkunst.
Ein Barockgarten steht im engen Bezug zum Gebäude. Der Freiraum und die dazu gehörenden Bauten wurden als Gesamtkonzept geplant. Der Garten ist mit Haupt- und Nebenachsen geometrisch aufgeteilt. Die so entstandenen Flächen werden unterschiedlich gestaltet und in eine bestimmte Abfolge von Gartenbereichen aufgeteilt. Es sind diese prachtvolle «Parterre», das «Boskett» als eigentlicher Aufenthalts und Nutzbereich und der Wald als Jagdgebiet. Die prägenden Elemente sind Rasenflächen, üppige Blumenbeete und in geometrischen Formen geschnittene Bäume und Sträucher.
Das «Parterre» auf Schloss Wartenfels liegt unterhalb der Südfassade. Es ist prachtvoll dekoriert und für die Draufsicht aus den oberen Etagen oder vom Innenhof gestaltet. Die Rasencarrés sind mit geschnittenem Bordürenbuchs und Blumenbeeten eingefasst. Das Zentrum des «Parterres» wird durch einen Springbrunnen definiert.
Das «Boskett» folgt auf das Parterre und ist der Hecken- und Niederwaldbereich des Barockgartens. Gradlinige Formen aus geschnittenen Hecken, kleinen Bäumen oder auch begrünte Pergolen bilden verschiedene Aussenräume. In diesen Bereichen finden wir das «Gartenzimmer», auf Schloss Wartenfels durch die Pergolen angedeutet, den Pavillon und kleine lauschige Sitzecke, die zum Verweilen einladen.
Für den klassischen Barockgarten untypisch ist auf Wartenfels der Wald. Bei den französischen Gärten, wurde er künstlich angelegt. Hier aber führte das Boskett einfach in den natürlichen Wald über.
Im Verlauf der Jahre wurde der Garten unter vielen verschiedenen Besitzern zunehmend vernachlässigt. Seine Grundform jedoch wurde nie verändert und einzelne Elemente blieben bestehen. Nach dem Kauf des Schlosses durch den Basler Industriellen Georg Meidinger im Jahre 1918 wurde das Gartenhaus erstellt und die Restaurierung des Schlossgartens an die Hand genommen. Heute gehört das Schloss der Stiftung Schloss Wartenfels. Erhalt und Pflege der Gartenanlage sind in der Stiftungsurkunde ausdrücklich festgeschrieben.
Französischer Barockgarten, aber nicht nur…